RAT DER ZEIT – 10 MINUTEN PRO TAG FÜR DEINEN KURZURLAUB
Digitales Zeitalter, Homeoffice, Hochleistung: Die Grenzen zwischen „privat“ und „beruflich“ lösen sich immer mehr auf. Rund 60 Prozent arbeiten laut Studien – wenigstens teilweise – auch im Urlaub. Umgekehrt ist es leider nicht so: Wenn ich in meinen Vorträgen frage, wer es an einem normalen Arbeitstag schafft, sich wenigstens zehn Minuten Zeit für die Stille zu nehmen, bleiben 90 Prozent der Hände unten. Da ist noch Platz nach oben.
Erst vergangene Woche bei einem Vortrag vor Managern einer Großbank – die Frage aus dem Publikum: „Herr Gottwald, wie viel Urlaub haben Sie als aktiver Sportler pro Jahr gemacht?“ Meine Antwort verblüffte: „Mein durchschnittlicher Jahresurlaub in meiner Zeit im Spitzensport betrug zehn Tage bis zwei Wochen.“ Wesentlich mehr ist es bei den meisten AthletInnen wohl nicht. Was zeigt: Wäre Urlaub der einzige Ausgleich für SpitzensportlerInnen zu den Anstrengungen ihres Berufs, wären Spitzenleistungen unmöglich. Es geht also weniger um die Frage „Wie viel Arbeit darf im Urlaub sein?“, als vielmehr um jene: „Wie viel Urlaub brauche ich im Arbeitsalltag?“
Die Frage mag eigenartig klingen, weil die Antwort für die meisten 30 Werktage pro Jahr lautet (bei Selbständigen eher weniger). Trotzdem – jetzt, wo Tempo und Anforderungen uns in einem endlos scheinenden Herbstsprint fordern, ist diese Frage die wichtigste überhaupt. Denn: Die Tendenz, sich ihre persönliche Lebensqualität als einzelne Brückenpfeiler (Urlaub / Wochenende) im Fluss der Zeit vorzustellen, zwischen denen elend lange Seile (Arbeit / Alltag) gespannt sind, auf denen es zu balancieren und irgendwie durchzuhalten gilt, ist ein wesentlicher Beitrag zum wachsenden Motivationsproblem.
Das Wort Urlaub leitet sich vom mittelhochdeutschen „Urloup“ (= Erlaubnis, wegzugehen) ab. In unserer Online-Gesellschaft geben wir uns diese Erlaubnis immer seltener. Und weil es bis Weihnachten noch neuneinhalb Wochen sind: 3 taktische Tipps, wie du für deinen Energie-Level auch bei hohem Tempo in Balance halten kannst.
1.OFFLINE MIT DER WELT – ONLINE MIT DIR
Was soll´s: Wir leben in einem digitalen Zeitalter. Punkt. Aber: Zumindest 10 Minuten pro Tag offline, damit man online mit sich selbst gehen kann, sind für jeden drin. Du hörst jetzt innere Stimmen, die dir sagen: „Nein, geht nicht, weil…“ Schade um die Zeit! 10 Minuten pro Tag ohne Digitalbe-gleiter, nur Du und Dein Atem. Wer es beherzigt, vielleicht sogar mehrmals am Tag, holt allein damit die Zeit bei der Arbeit locker wieder auf.
2.MACHE BEWEGUNG, DIE DU VERMEIDEST
Wenn du Sport betreibst – gratuliere! Wenn nicht? Auch kein Malheur. Das Drama mit der eigenen Sportlichkeit frisst nur Zeit: Sport ist deshalb so wichtig für die Gesundheit (geworden), weil die Alltagsbewegung fehlt. Nur: Wer sagt, dass wir die ganz normale Alltagsbewegung nicht wieder einführen können? 30 Stiegen mehr pro Tag bei 17 Zentimetern Treppenhöhe ist schon eine stolze Bergtour mit 1861,5 Höhenmetern pro Jahr! 200 Meter täglich mehr zu Fuß, sind am Jahresende 73 Kilometer! Multiplizieren ausdrücklich erlaubt