DEINE UMGEBUNG ENTSCHEIDET ÜBER DEINEN ERFOLG

Aus aktuellem Anlass in Bezug auf die Diskussionen rund um das Thema Leistungs- und Erfolgsdruck – und damit auch über die zum Teil unbrauchbaren und niemals zeitgemäßen Methoden – kann ich nicht anders, als dazu in diesem österlichen Blog-Beitrag meine Gedanken und Erfahrungen öffentlich zu teilen.

Manche LeserInnen mögen an dieser Stelle denken: Was haben Erfolg und Leistungsdruck mit mir zu tun? Ich möchte ja schließlich nicht Olympiasieger oder Primaballerina werden!

Weit gefehlt: Entwicklung auf allen Ebenen – und davon sind Erfolg und Leistung keinesfalls auszuschließen – ist und bleibt ein menschliches Bedürfnis.

Entwicklung können wir fördern, unterstützen und damit langfristig möglich machen – oder sie aber verhindern, dagegen arbeiten und damit vielen Menschen langfristig die Freude an der eigenen Entwicklung nehmen.

Für mein Empfinden ist es an der Zeit, dass wir uns als Gesellschaft – und das ist jeder Einzelne von uns – von vielem, das in die Kategorie „gut gemeint“ fällt, endlich verabschieden.

„Was dich nicht umbringt, macht dich nur härter!“
„Wir haben die Schulzeit/das Training seinerzeit auch überlebt!“
„Das haben wir schon immer so gemacht!”

Wer an solchen Sätzen festhält, ignoriert den Fortschritt unseres Menschseins und -werdens.
Auf Basis der Wissenschaft wissen wir heute, dass Talent im Vergleich zu Umgebung und Umfeld vernachlässigbar ist. Gleichzeitig halten wir in Österreich daran fest, unsere Kinder so früh wie möglich in die Schubladen „gut“ oder „schlecht“ zu stecken.

Die moderne Gehirnforschung beweist, dass der Mensch weder belehrt noch zu etwas gezwungen werden will. Sind wir hingegen auf einladende, ermutigende und inspirierende Weise von Menschen umgeben, wollen wir unser Potenzial nicht nur selbstbestimmt entfalten, sondern auch über uns hinauswachsen. Zwang und Demütigung wären dazu das Gegenmittel.

Wer einen Beitrag leisten möchte, die Erfahrungen in der Schule, im Training, im Beruf und im Unternehmen nicht nur irgendwie zu überstehen, sondern vielmehr als freudvoll und nährend zu erleben, der ist gut damit beraten, sein Umfeld aktiv mitzugestalten und einzufordern. Mehr noch: eine Umgebung zu schaffen, in der es völlig normal ist, einander respektvoll, wertschätzend und vertrauensvoll zu begegnen. Ein würdevoller Rahmen ist somit die Basis für eine Kultur des Füreinanderdaseins. Nur so ist es möglich, dass wir uns auf Augenhöhe begegnen und dadurch unsere gemeinsamen Werte leben können.

Diese Augenhöhe, dieser respektvolle Umgang beginnt wie so oft in uns selbst!

Schaffe ich es, mir selbst wertschätzend zu begegnen, und zwar völlig unabhängig vom aktuellen Erfolg und insbesondere in Zeiten des Scheiterns?

Schaffe ich es, in mir Klarheit und Kohärenz herzustellen, um auf diese Weise gut mit meinem Körper, meinen Gefühlen und meinen Gedanken zu kooperieren und deren Feedback als Dienstleistung anzunehmen, um entsprechend zu handeln?

Wir Menschen wachsen immer dann, wenn wir etwas meistern. Gerade der Umgang mit dem Scheitern ist eine sehr wertvolle Form des Meisterns.

Dabei umgeben zu sein von einer Kultur, in der wir ehrlich miteinander umgehen können und dürfen, hängt entgegen der Meinung vieler nicht von Glück, Pech oder Zufall ab. Jeder von uns kann dafür jeden Tag einen entsprechenden Beitrag leisten. Alles andere sind und bleiben lediglich unsere Ausreden.

Es hängt von jedem von uns selbst ab! Es hängt davon ab, ob wir – weil wir uns als Menschen weiterentwickelt haben – mutig dafür einstehen, was uns wichtig ist.

Ich stehe dafür ein, dass langfristiger Erfolg und Spitzenleistung, an denen wir uns auch dauerhaft erfreuen können, eine Kultur des Füreinanderdaseins brauchen! Und diese Kultur beginnt in uns.

In meiner Welt schließt das eine das andere nicht aus!
Ich weiß aus meiner Arbeit mit den Menschen in unseren öffentlichen Trainings und aus meiner Arbeit als Vortragender und Trainer in vielen führenden Unternehmen, dass in uns Menschen die Sehnsucht schlummert, wieder „normal“ miteinander umzugehen. Bleibt die Frage, was für wen „normal“ ist und ob wir dem Argument „Das war immer schon so!“ weiterhin unreflektiert zustimmen.

Ostern und damit das Ende der Fastenzeit ist eine gute Gelegenheit, uns zu fragen: Was können wir wieder vermehrt an Nützlichem und Nährendem TUN? Und was können wir an Schädlichem und Hinderlichem wieder vermehrt weglassen? Selbstbestimmtes Üben im Alltag bleibt die immerwährende Formel für Entwicklung.

Ich wünsche uns frohe Ostern und eine Umgebung, die uns freudvoll, kraftvoll und echt weiterüben lässt.

Felix Gottwald

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